Korrespondenz a-t 1999; Nr. 9: 95

HAAR-MINERALSTOFF-ANALYSE - WER PROFITIERT?

"Umwelt-Apotheken" führen zu einem Betrag von 150 DM bis 180 DM Mineralstoffanalysen von Haaren und Nägeln durch. Hat das überhaupt einen Sinn?

B. ORHON (Apotheker)
D-49624 Löningen

Die Haar-Mineralstoff-Analyse soll Belastung mit Schwermetallen oder Mangel an Mineralstoffen bzw. Spurenelementen aufdecken. Aus den Analyseergebnissen werden häufig Behandlungs- oder Diätempfehlungen abgeleitet.

Die verwendeten Labormethoden sind nicht standardisiert. Qualitätskontrollen ergeben unvertretbar hohe Schwankungsbreiten.1-3 Allgemein akzeptierte Normalwerte fehlen.3 Ein klinisch relevanter Zusammenhang zwischen der Konzentration von Schwermetallen im Haar und Gewebekonzentrationen in inneren Organen existiert bei normal belasteten Personen nicht.4 Für Spurenelemente liegen keine vergleichenden Studien vor.4 Faktoren wie Alter, Geschlecht, Haarlänge, Haarfarbe und exogene Störfaktoren wie Haarwaschmittel, Dauerwelle, Kosmetika und Umwelteinflüsse machen die Analyse zur Erkennung von Mangelzuständen unbrauchbar (a-t 11 [1986], 112).2

Nur für gezielte Untersuchungen in der forensischen Medizin und zum Nachweis von Rauschmitteln wie Amphetaminen, Cannabinoiden, Methadon oder Opioiden kann eine Haaranalyse sinnvoll sein, -Red.

1

BARRETT, S.: J. Am. Med. Ass. 254 (1985), 1041

2

KRUSE-JARRES, J. D.: Dt. Ärztebl. 94 (1997), C-1640

3

MIEKELEY, N. et al.: Sci. Total Environ. 218 (1998), 9

4

DRASCH, G. et al.: Dt. Apotheker Ztg. 137 (1997), 54


© 1999 arznei-telegramm

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