Schweden: Metamizol (NOVALGIN u.a.) erneut vom Markt: Die wechselvolle Geschichte des Schmerzmittels Metamizol (NOVALGIN u.a.) endet
in Schweden erneut mit der Marktrücknahme (Hoechst/Schweden: Dear doctor letter, 28. Apr. 1999). Bereits 1974 wurde das Analgetikum dort erstmals aus
dem Verkehr gezogen. Damals wurde die Häufigkeit Metamizol-bedingter Agranulozytosen auf 1:3.000 geschätzt. "Moderne Studien" wie die
IAAAS* sollen hingegen ein Risiko von 1:1.500.000 ergeben haben (Info Fran Läkemedalsverket 6 [1995], 437). Diese Zahl führte zwar zur erneuten
Marktzulassung, aber auch in die Irre, weil sie auf einer unüblichen Bezugseinheit (Anwenderwoche) beruht. Umgerechnet auf ein Jahr ergibt sich nämlich
eine Agranulozytose auf 30.000 Anwender. Dieser Wert stimmt mit den üblichen Häufigkeitsberechnungen von 1:20.000 bis 1:30.000 überein
(SCHÖNHÖFER, P. S.: intern. prax. 39 [1999], 184; a-t 3 [1994], 29). Seit erneuter Vermarktung sind in
Schweden, trotz sehr geringer Anwendung, sieben Agranulozytosen in Verbindung mit Metamizol aufgetreten. Die schwedische Behörde schätzt die
Inzidenz heute auf 1:1.700. Damit distanziert sie sich von ihrer bei der Wiederzulassung von Metamizol Mitte der 90er Jahre vertretenen Meinung, dass zwar ein
Risiko der Agranulozytose bestehe, dieses jedoch geringer sei als bei Azetylsalizylsäure und anderen nichtsteroidalen Entzündungshemmern. Diese
Interpretation diente auch hierzulande als Anlass für Schlagzeilen wie "Eindrucksvolles Comeback" für Metamizol (GERICKE, D.: Münch.
Med. Wschr. 139 [1997], 26/110). In Deutschland ist Metamizol seit 1987 verschreibungspflichtig und Reservemittel. Es ist entbehrlich: In Ländern wie
Großbritannien, USA, Kanada oder Australien ist das Analgetikum seit Jahrzehnten vom Markt.
* International Agranulocytosis and Aplastic Anemia Study
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