Verhaltenstherapie bei Schlafstörungen im Alter: Vor allem ältere Menschen klagen häufig über Einschlafstörungen,
nächtliche Wachphasen oder zu frühes Erwachen. Schlafmittel wie das Benzodiazepin Temazepam (PLANUM u.a.) helfen kurzfristig. Sie dürfen
aber wegen der Gefahr der Abhängigkeit mit Rebound-Schlaflosigkeit als Entzugssymptom maximal zwei bis drei Wochen eingenommen werden. Für die
meist chronischen Beschwerden mangelt es an langfristig effektiven Therapiekonzepten. In einer randomisierten Studie vergleichen kanadische Autoren den Nutzen
verhaltenstherapeutischer Empfehlungen mit dem von Temazepam und der Kombination aus beiden. Patienten in einem vierten Studienarm erhalten ein
Scheinmedikament. 50 Frauen und 28 Männer im Alter von durchschnittlich 65 Jahren nehmen teil. Die verhaltenstherapeutischen Interventionen zielen darauf,
schlafstörende Gewohnheiten und Überzeugungen zu ändern. In acht Kleingruppensitzungen lernen die Teilnehmer unter anderem, nur bei
Müdigkeit ins Bett zu gehen, das Bett nur zum Schlaf und für Sex zu benutzen, aber nicht zum Lesen, Fernsehen oder Grübeln, jeden Morgen zur
gleichen Zeit aufzustehen und das Bett immer dann zu verlassen, wenn es nicht gelingt, innerhalb von 20 Minuten einzuschlafen. Am Ende der achtwöchigen
Behandlung haben sich bei 78% beziehungsweise 75% der Patienten durch Verhaltenstherapie allein oder in Kombination mit Temazepam die Beschwerden derart
gebessert, dass nach Kriterien eines Index für Schlafstörungen die Diagnose Schlaflosigkeit nicht mehr gestellt werden kann. Wird nur das Benzodiazepin
eingenommen, gilt dies für 56%, unter Plazebo für 14%. Insbesondere langfristig erweist sich die nichtmedikamentöse Methode als effektiv. Laut
Patiententagebüchern hält die anfangs erzielte Besserung auch zwei Jahre danach noch an, nicht jedoch unter Temazepam allein. Auch die
Kombinationsbehandlung bringt schlechtere Langzeitergebnisse: Möglicherweise schreiben Patienten den Erfolg ausschließlich dem Medikament zu und
sind daher nach Absetzen anfälliger für einen Rückfall (MORIN, C. M. et al.: J. Am. Med. Ass. 281 [1999], 991/ati d).
|
© 1999 arznei-telegramm |