ANTIHISTAMINIKA ZUR ASTHMAPROPHYLAXE BEI KINDERN? |
Ist Ihnen bekannt, ob sich nach der großen ETAC*-Euphorie auch schon jemand Gedanken gemacht hat über das
mögliche Risiko einer Langzeiteinnahme von Cetirizin (ZYRTEC)? Nachdem bereits die Fachinformation auf die Entstehung von Hypophysenkarzinomen im
Tierversuch hinweist, berichtet eine griechische Arbeitsgruppe ebenfalls über die Induktion von Chromosomenbrüchen in menschlichen Lymphozyten
durch Cetirizin. Anstoß für deren Experimente war die chemische Verwandtschaft von Cetirizin mit dem bekanntermaßen kanzerogenen
Piperazin.
Dr. med. S. LÜDELING
D-80686 München
Die ETAC*-Studie soll klären, ob Dauerprophylaxe mit Cetirizin (ZYRTEC) die Asthmahäufigkeit bei Kleinkindern mit atopischer Dermatitis und Allergien
in der Familie senkt. 817 ein bis zwei Jahre alte Kinder erhalten 18 Monate lang täglich 0,25 mg/kg Körpergewicht Cetirizin oder Plazebo. Bis Studienende
erkranken in beiden Gruppen 38% der Kinder an Asthma. Nur in zwei kleinen, nachträglich im Studienprotokoll definierten Subgruppen mit erhöhtem IgE
gegen Gräserpollen oder Hausstaubmilben wird eine geringere Asthmainzidenz errechnet. Über die Verteilung der Ausgangsdaten in diesen Subgruppen,
die das Ergebnis verzerrt haben könnten (etwa die Asthmahäufigkeit bei den Eltern), erfährt man nichts.1 Aus solchen Daten lassen sich
keine Behandlungsempfehlungen ableiten. Laut Fachinformation ist Cetirizin für Kinder unter zwei Jahren kontraindiziert.2
Aktuelle Mutagenitätstests lassen erbgutschädigende Effekte (Chromosomenbrüche, Schwester-Chromatid-Austausch u.a.) von Cetirizin bei
Konzentrationen erkennen, die um das 150- bis 550-fache über dem Serumspiegel nach Einnahme einer Einzeldosis liegen.3,4 Ein kanzerogenes
Potential, das für übliche Dosierungen relevant ist, lässt sich aus diesen Befunden nicht ableiten. Die in der Fachinformation genannten
Hypophysenkarzinome bei Ratten unter Cetirizin sind nicht dosisabhängig und könnten Zufallsbefunde darstellen. Derzeit lässt sich somit der
Verdacht weder belegen noch ausräumen. Das gilt auch für andere neuere Antihistaminika wie Loratadin (LISINO), deren Langzeitrisiken ebenso wenig
bekannt sind, -Red.
1 | ETAC Study Group: Pediatr. Allergy Immunol. 9 (1998), 116 |
2 | UCB Pharma: Fachinformation ZYRTEC, Stand Jan. 1999 |
3 | VLASTOS, D., G. STEPHANOU: Arch. Dermatol. Res. 290 (1998), 312 |
4 | VLASTOS, D. et al.: Skin Pharmacol. Appl. Skin. Physiol. 11 (1998), 104 |
* Early Treatment in Atopic Child
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