VITAMIN E (SPONDYVIT U.A.) BEI RHEUMATISCHEN ERKRANKUNGEN |
In der letzten Ausgabe des Rundschreibens des Berufsverbandes Deutscher Internisten wurde auch über die Anwendung von
Vitamin E bei rheumatischen Erkrankungen referiert, wonach Vitamin E bei rheumatischen Indikationen durch die Aufbereitungskommission Rheumatologie des
Bundesgesundheitsamtes nicht positiv bewertet werden konnte. Allerdings erfolgte diese Stellungnahme offensichtlich unter Sichtung der Literatur bis Ende 1993...
Ist zwischenzeitlich eine Änderung dieser Sichtweise aufgrund neuerer Studien eingetreten?
Chefarzt Dr. N. MUSS
A-5024 Salzburg
Vitamin E (SPONDYVIT u.a.) wird als "Antiphlogistikum aus der Natur"1 zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen propagiert. In a-t 3 (1997), 29 bewerteten wir die Wirksamkeit des Antioxidans bei rheumatoider Arthritis negativ. Auch für andere
Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises ließ sich kein Nutzen belegen.2
An neueren Veröffentlichungen finden wir eine Doppelblind-Studie, in der 42 Patienten mit rheumatoider Arthritis zusätzlich zur bisherigen Therapie
entweder zweimal täglich 900 I.E. Vitamin E oder Plazebo einnehmen. Unter Verum sollen sich für die Dauer der Einnahme verschiedene
Schmerzparameter bessern. Klinische und laborchemische Parameter bleiben unbeeinflusst. Wegen der geringen Zahl der Patienten empfehlen die Autoren selbst,
die Ergebnisse zu überprüfen.3 In einer weiteren Studie nehmen unter dreimal täglich 550 I.E. Vitamin E bei 85 stationär
aufgenommenen Arthritiskranken Gelenkbeschwerden wie Morgensteifigkeit sowie Schmerzen gleich stark ab wie unter dreimal täglich 50 mg Diclofenac
(VOLTAREN u.a).4 Studiendauer von lediglich drei Wochen und der Einfluss der stationären Aufnahme mit Ruhigstellung lassen keine validen
Aussagen zum Nutzen der Medikation zu.
Hochdosiertes Vitamin E kann Magen-Darm-Beschwerden, Allergien, Kopfschmerzen, Abfall von Schilddrüsenhormonspiegel, Sehstörungen, Vaskulitis u.
a. zur Folge haben. Deshalb bleibt nach unserer Einschätzung, wie auch der der Kommission Pharmakotherapie der Deutschen Gesellschaft für
Rheumatologie,5 die Nutzen-Risiko-Abwägung für Vitamin E bei rheumatischen Erkrankungen unverändert negativ, -Red.
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