Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion unter Doxepin (SINQUAN u.a.): Nach anfänglicher Besserung einer schweren Depression
unter Doxepin (SINQUAN u.a.) verschlechtert sich der Allgemeinzustand eines 56-jährigen Schweizers in den Folgetagen dramatisch. Der Hausarzt weist den
verwirrten Patienten, der nicht allein laufen kann, in die Klinik ein. Sein Gang ist spastisch. Gesicht und Arme sind aufgedunsen und Unterschenkelödeme
feststellbar. In der Klinik erleidet er einen Grand-mal-Anfall. Durch verminderte Atmung fällt die Sauerstoffsättigung ab. Schwere Hyponatriämie mit
Serum-Hyposmolalität und erhöhte ADH-Spiegel sichern die Diagnose des Syndroms der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH). Als Ursache erachten
die Ärzte das trizyklische Antidepressivum Doxepin. Nach Absetzen und Behandlung mit Elektrolytlösung bessert sich das Krankheitsbild innerhalb von 24
Stunden deutlich. Die Laborwerte normalisieren sich innerhalb einer Woche (NETZWERK-Bericht 9812). Das SIADH gefährdet Erkrankte durch
Wasserintoxikation. Trotz hypotonen Milieus im Extrazellulärraum wird die ADH-Sekretion nicht unterdrückt, sondern weiterhin Wasser in den Nieren
rückresorbiert und ein konzentrierter Urin ausgeschieden. Neben Arzneimitteln kann die pathologisch entkoppelte hypophysäre ADH-Ausschüttung
auf zentralen Prozessen wie Blutung oder Tumor, paraneoplastischen Syndromen oder pulmonalen Infektionen beruhen. Medikamente wie trizyklische
Antidepressiva, selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, Carbamazepin (TEGRETAL u.a.) oder Vincristin (FARMISTIN CS u.a.) sollen die Abgabe von ADH aus
der Hypophyse anregen, andere wie Chlorpropamid oder nichtsteroidale Entzündungshemmer die antidiuretische Wirkung des Hormons verstärken. Auch
Neuroleptika können ein SIADH auslösen. Ältere Menschen scheinen eher gefährdet zu sein (a-t 5
[1993], 50). Symptome der Störwirkung wie Unruhe, Verwirrtheit, Reizbarkeit, aber auch Lethargie, ähneln häufig denen der Grundkrankheit und
lassen so die Diagnose beziehungsweise die Schwere des Krankheitsbildes verkennen. Bei Fehleinschätzung wird dann nicht das Arzneimittel abgesetzt,
sondern die Dosis erhöht. Entwickeln ältere Menschen kurzfristig psychische Veränderungen, ist auch an eine medikamentenbedingte
Elektrolytstörung zu denken, -Red
|
© 1999 arznei-telegramm |