Bettruhe bei Ischialgie - nutzlos? Ein typischer ärztlicher Reflex ist es, Patienten mit Ischialgien im Lendenwirbelbereich Bettruhe zu
verordnen. Eine randomisierte Untersuchung aus Holland stellt dies nun in Frage. Insgesamt 183 Patienten mit Lumboischialgie haben entweder zwei Wochen lang
weitgehend das Bett gehütet oder sich so normal wie möglich bewegt, schmerzhafte Aktivitäten jedoch vermieden. Nach Tagebuchaufzeichnungen
haben Bettruhepatienten 21 Stunden, Aufstehpatienten dagegen nur 10 Stunden täglich im Bett verbracht. Verlaufskontrollen nach zwei und zwölf
Wochen lassen zwischen beiden Gruppen keine klinisch relevanten Unterschiede hinsichtlich allgemeiner Besserung, Schmerzstärke, Beeinträchtigung
durch Krankheitssymptome und funktioneller Einschränkung erkennen. Dauer der Krankschreibungen und Zahl chirurgischer Interventionen gleichen sich
ebenfalls. Relevante Unterschiede finden sich lediglich in der Begleitbehandlung. Aktive Patienten wenden häufiger Wärmebehandlungen an und
nehmen im zweiwöchigen Behandlungszeitraum durchschnittlich drei Tabletten Temazepam (PLANUM u.a.) ein, Bettruhe-Patienten nur eine. Beim
Schmerzmittelgebrauch finden sich jedoch keine Unterschiede. Überraschend ist, dass beide Therapieformen selbst bei kernspintomographisch gesicherter
Nervenwurzelkompression gleichwertig sind (VROOMEN P. C. A. J. et al.: N. Engl. J. Med. 340 [1999], 418). Ähnlich wie bei akuten unkomplizierten
Rückenschmerzen (a-t 3 [1995], 30) ist Ruhe nicht immer die bessere Medizin, -Red.
|
© 1999 arznei-telegramm |