Levofloxacin (TAVANIC) und Trovafloxacin (TROVAN) - Gyrasehemmer mit unverkennbarem Risikoprofil: Ein 84-jähriger Mann mit
Herzinsuffizienz und eingeschränkter Lungenfunktion erhält wegen Verdachts auf Bronchopneumonie täglich 500 mg Levofloxacin (TAVANIC). Vom
zweiten Behandlungstag an leidet er massiv unter Angst, Depression und Halluzinationen. Zwei Tage später schmerzen Achilles- und
Ellenbogenstreckersehnen beidseits sowie das rechte Schultergelenk. Alltägliche Bewegungen sind schließlich nicht mehr möglich. Während
die psychischen Störungen mit Beendigung der siebentägigen Therapie verschwinden, nimmt die Tendopathie erst nach Wochen ab (Bremer
Modell/NETZWERK-Bericht 9832). Bei einer 66-jährigen Hausfrau reißt die rechte Achillessehne zwölf Tage nach einwöchiger Einnahme von
Levofloxacin zusätzlich zur Dauermedikation mit Kortikoiden (9768). Während mehrtägiger Trovafloxacin (TROVAN)-Einnahme entstandene
beidseitige Achillessehnenschmerzen bessern sich nach Absetzen nur langsam (9824). Eine 35-jährige Frau fühlt sich etwa eine Viertelstunde nach
Einnahme einer Tablette TROVAN "high". Denken und Handeln sind so stark beeinträchtigt, dass sie arbeitsunfähig wird. Die Nachtruhe ist
durch Alp- und Wachträume gestört (9742). Das NETZWERK dokumentiert drei weitere Berichte über psychische Störungen in Verbindung mit
Trovafloxacin, einschließlich Sprachstörung, Halluzination und Sedierung (9772, 9815, 9833). Bis zu 7% der Anwender von Gyrasehemmern leiden unter
zentralnervösen Störeffekten. Vor allem ältere Personen sind gefährdet. Bei eingeschränkter Nierenfunktion geht eine besondere Gefahr
von vorwiegend renal eliminierten Mitteln wie Ofloxacin (TARIVID) und Levofloxacin aus. Sehnenschäden nach Gyrasehemmern sind in der Literatur mehr als
zweihundertmal beschrieben (Austr. Adv. Drug React. Bull. 16 [1997], 7; vgl. a-t 11 [1992], 116). Sie können
nach wenigen Tagen, aber auch erst im Verlauf einer längeren Behandlung auftreten. Nicht selten reißt die Achillessehne. Bei Sehnenschmerzen sind die
Mittel deshalb sofort abzusetzen. Es steht zu befürchten, dass diese schwerwiegenden Störwirkungen künftig gehäuft zu beobachten sind, da
die neueren Gyrasehemmer ohne therapeutische Begründung intensiv für die Erstbehandlung von Atemwegserkrankungen im ambulanten Bereich
beworben werden (vgl. a-t 4 [1998], 41).
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