ORALE KONTRAZEPTIVA BEI MS? |
Gibt es Hinweise auf einen negativen Effekt von Ovulationshemmern auf den Verlauf einer Multiplen Sklerose?
Dr. med. M. LORENZ (Fachärztin f. Frauenheilkunde)
D-22763 Hamburg
In Fachinformationen von Östrogen-Gestagen-Kombinationen sowie in der Roten Liste 1998 wird auf "sorgfältige Überwachung" bei
Multipler Sklerose (MS) hingewiesen. Die wissenschaftliche Basis für diese einschränkende Formulierung ist mager. Abgesehen von Kasuistiken finden wir
hierzu lediglich eine retrospektive1 und eine prospektive2 epidemiologische Studie. In beiden ergibt sich kein Zusammenhang zwischen
Medikamenteneinnahme und Auslösung einer MS bzw. Zunahme der Krankheitsschwere. Jüngere Anwenderinnen scheinen sogar eine geringere
Progression aufzuweisen.
Auch eine kürzlich veröffentlichte Fall-Kontroll-Studie zum Einfluss einer Schwangerschaft auf MS bleibt ohne negatives Ergebnis:3
Während der Schwangerschaft, besonders des letzten Drittels, verringert sich die Schubrate. Sie steigt aber in den ersten drei Monaten nach der Entbindung
wieder an. Für den gesamten Jahreszeitraum unterscheidet sich die Schubrate nicht von der vor Schwangerschaftsbeginn.
Unter Berücksichtigung üblicher individueller Risikofaktoren und krankheitsbedingter Umstände scheint es zur Zeit keine wissenschaftliche
Begründung dafür zu geben, Frauen mit Multipler Sklerose von der hormonellen Empfängnisverhütung abzuraten, -Red.
1 | POSER, S.: Nervenarzt 53 (1982), 323 |
2 | VILLARD-MACKINTOSH, L., M. P. VESSEY: Contraception 47 (1993), 161 |
3 | CONFAVREUX, C. et al.: N. Engl. J. Med. 339 (1998); 285 |
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