INTERFERON ALFA (INTRON A U.A.) PLUS RIBAVIRIN GEGEN HEPATITIS C |
Hiermit bitte ich um Auskunft über die Behandlung der chronischen Hepatitis C mit Ribavirin per os (bisher nicht zugelassen) in
Kombination mit Interferon-alfa (INTRON A)-Therapie. Liegen Erfahrungen vor, ob diese Behandlungsmethode wirksam ist? Mit welchen Nebenwirkungen ist zu
rechnen?
Dr. med. I. KNOBLICH (Betriebsärztin der Siemens AG)
D-10553 Berlin
Die Therapie einer chronischen Hepatitis-C-Infektion gilt heute als wirksam, wenn sich sechs Monate nach Abschluss keine Virus-RNA im Plasma mehr
nachweisen lässt. Bis zu 20% der Patienten sprechen in diesem Sinn auf eine Behandlung mit Interferon alfa (INF-α; INTRON A u.a.; a-t 12 [1996], 119) allein an. Die Kombination mit dem antiviralen Nukleosid-Analog Ribavirin per os (USA: REBETOL;
hierzulande nur als Aerosol [VIRAZOLE]) verdoppelt die Ansprechrate. In zwei neuen randomisierten Studien mit mehr als 1.700 HCV-Infizierten liegt die Virus-RNA
sechs Monate nach Beendigung einer einjährigen Therapie mit dreimal wöchentlich 3 Millionen Einheiten INF-α plus täglich 1.000-1.200 mg
Ribavirin bei 38% bzw. 43% unterhalb der Nachweisgrenze (bei 13% bzw. 19% unter INF-α allein). Patienten mit schlechter Prognose, zum Beispiel Infektion mit
Genotyp I oder hoher Viruslast, profitieren am stärksten von der einjährigen Anwendung der Kombination. Unter günstigeren Voraussetzungen
scheint auch eine sechsmonatige Behandlung zu genügen.1,2
Bei Rückfall nach INF-α ist das Zweifachschema der Monotherapie noch deutlicher überlegen: In einer Studie mit 350 Teilnehmern liegt der
Prozentsatz anhaltender Virussuppression unter der Kombination bei 49% im Vergleich zu 5% unter erneuter alleiniger Behandlung mit Interferon.3 16%
derjenigen, bei denen Interferon von vornherein versagt, sollen nach einer Metaanalyse auf die Kombination ansprechen.4
Störwirkungen sind häufig. Beide Mittel können Depressionen auslösen. INF-α kann die Zahl der weißen Blutzellen und
Blutplättchen senken und Angina pectoris verursachen, Ribavirin eine reversible Hämolyse hervorrufen.5 Am häufigsten sind grippeartige
Symptome. 60% bis 65% leiden unter Kopf- und Muskelschmerzen sowie Müdigkeit. Jeder Zweite klagt über Übelkeit. Unter 25.000 Anwendern des
Zweifachschemas sind 23 Todesfälle bekannt geworden, darunter 3 durch Überdosis, 2 durch Suizid und 2 aus kardiovaskulärer
Ursache.5
Zu beachten ist, dass in die Studien nur ausgewählte Patienten aufgenommen wurden. Dekompensierte oder andere als durch HCV verursachte
Lebererkrankungen, Anämie, psychiatrische, kardiovaskuläre und autoimmune Vorerkrankungen, Co-Infektionen mit Hepatitis-B- und HI-Virus sowie
Organtransplantationen u.a. galten als Ausschlusskriterien.1-3 Das so erzielte Nutzen-Risiko-Profil lässt sich daher nicht verallgemeinern. Trotz der
strengen Auswahl haben 20% die ganzjährige Kombinationsbehandlung wegen Unverträglichkeit vorzeitig abgebrochen.1,2 Dass die
Viruselimination einen validen Surrogatparameter für langfristigen klinischen Nutzen darstellt, ist nicht sicher. Langzeitbeobachtungen nach
erfolgreicher Monotherapie mit INF-α deuten allerdings in diese Richtung.6 In den USA ist das Zweifachregime bei Rezidiv nach Interferon allein
zugelassen, eine europäische Zulassung wird für Anfang 1999 erwartet, - Red.
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