HUMANALBUMIN FÜR RISIKOPATIENTEN? |
Erniedrigtes Serumalbumin bei schwerkranken Patienten ist mit einem erhöhten Sterberisiko assoziiert.1,2 Die vom PAUL-EHRLICH-Institut
als "konsistent"3 beurteilte Auswertung von 30 randomisierten kontrollierten klinischen Studien bei über 1.400 Patienten mit
Hypovolämie nach Trauma oder operativen Eingriffen, Verbrennungen und Hypoalbuminämie soll den Einfluss von Humanalbumin auf die Mortalität
klären.2 In den drei Indikationsgruppen findet sich eine insgesamt um 6% erhöhte Sterblichkeit für die mit Albumin behandelten Patienten.
Demnach sollen von 100 Patienten zusätzlich sechs durch Gebrauch des Blutproduktes sterben. Antikoagulatorische Eigenschaften des Albumins
Volumenüberlastung und bei Kranken mit erhöhter Kapillarpermeabilität vermehrte und erhöhte Ödembildung kommen ursächlich in
Betracht.2,4
Aufgrund dieser Datenlage, aber auch wegen nicht auszuschließender Infektionsrisiken, der begrenzten Verfügbarkeit und der hohen Kosten erscheint es
ratsam, die Verwendung von Humanalbumin drastisch einzuschränken und den Nutzen in kontrollierten Studien rigoros zu prüfen. Andere
Volumenersatzmittel (Hydroxyethylstärke [HAES u.a.], Gelatine-Präparate, isotone Elektrolytlösungen) sind unter Berücksichtigung von
Nebenwirkungen und Indikationseinschränkungen (z.B. Mengenbegrenzung) vorzuziehen.
Das britische Department of Health, Eigentümer des größten Albumin-Produzenten in Großbritannien, sieht keinen Handlungsbedarf. Hierzulande
hat das PAUL-EHRLICH-Institut ein Stufenplanverfahren eingeleitet, gibt aber keine Empfehlungen für Anwender.3
1 | SONI, N.: Brit. Med. J. 310 (1995), 887 |
2 | Cochrane Injuries Group Albumin Reviewers: Brit. Med. J. 317 (1998), 235 |
3 | PAUL-EHRLICH-Institut: Schreiben vom 28. Juli 1998 |
4 | OFFRINGA, M.: Brit. Med. J. 317 (1998), 223 |
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