Interessenkonflikte durch finanzielle Verbindung zu Pharmafirmen: Dass Hersteller Einfluss auf Meinungsbildner ausüben, ist ein offenes
Geheimnis, jedoch kaum untersucht. Aus Anlass der breiten Diskussion über mögliche negative Effekte von Kalziumantagonisten wie Zunahme kardialer
Risiken, Übersterblichkeit (a-t 10 [1995], 97; 3 [1997], 33),
bedrohliche Blutungen (a-t 5 [1996], 50] oder Krebs (a-t 9 [1996], 85; 12 [1997], 128) untersuchen kanadische Mediziner, ob durch finanzielle Verbindungen Interessenkonflikte entstehen. Sie
klassifizieren 70 zwischen März 1995 und September 1996 veröffentlichte englischsprachige Artikel und Leserzuschriften zur Sicherheit von
Kalziumantagonisten als befürwortend, neutral oder kritisch und befragen die Autoren über ihre finanziellen Verbindungen zu Herstellern von
Kalziumantagonisten oder Konkurrenzprodukten. Bei dieser einfachen Abfrage bleiben Höhe finanzieller Zuwendungen und Art der Beziehungen (z.B. Patente)
unberücksichtigt. Von 86 befragten Autoren liefern 69 verwertbare Selbstauskünfte. Autoren, die für Kalziumantagonisten argumentieren, stehen zu
96% in finanzieller Verbindung zu Herstellern dieser Produkte, im Vergleich zu 60% bei neutral oder 37% bei kritisch argumentierenden Autoren. Befürwortende
Mediziner haben zudem eher finanzielle Verbindungen zu irgendeiner Pharmafirma als neutrale oder kritische Autoren, und zwar unabhängig vom Produkt (100%
vs. 67% vs. 43%). Nur in 2 (3%) der 70 Arbeiten wird auf den möglichen Interessenkonflikt hingewiesen. Deshalb fordern die Verfasser eine vollständige
Offenlegung der Beziehungen zwischen pharmazeutischen Unternehmen und Autoren, um das Vertrauen in den ärztlichen Berufsstand zu sichern (STELFOX,
H.T. et al: N. Engl. J. Med. 338 [1998], 101). Die Forderung dürfte auch für Experten und Gutachter bei Gericht gelten. Sofern deren Argumente in das
Verfahren eingehen, sollten finanzielle Verbindungen im Beschluss genannt werden, - Red.
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