Chemoprophylaxe nach beruflicher HIV-Exposition: Nach Kontakt mit Blut von HIV-Infizierten durch Stich- oder Schnittverletzung infiziert sich
durchschnittlich einer von 300 Betroffenen. Tiefe Verletzungen, sichtbare Blutspuren auf dem Instrument, Stiche mit einer Kanüle, die vorher im
Blutgefäß des HIV-Infizierten lag, oder hohe Viruskonzentration im Blut, z.B. von AIDS-Patienten im Endstadium, bedeuten eine 5- bis 16-fach höhere
Gefährdung. Seit Ende der achtziger Jahre wird die Postexpositionsprophylaxe mit Zidovudin (AZT, RETROVIR) empfohlen. Nach einer retrospektiven
Fallkontrollstudie scheint Zidovudin acht von zehn HIV-Infektionen nach berufsbedingten Unfällen verhüten zu können. Auf Grund der guten
Erfahrungen mit Mehrfachschemata in der Therapie der HIV-Infektion (a-t 6 [1996], 58) wird heute bei
begründetem HIV-Übertragungsrisiko die Prophylaxe mit einer Kombination aus Zidovudin (2 x 250 mg/Tag), Lamivudin (EPIVIR, 2 x 150 mg/Tag) und
Indinavir (CRIXIVAN, 3 x 800 mg/Tag) empfohlen (keine zugelassene Indikation, daher besondere Aufklärungspflicht!). Die Einnahme soll so rasch wie
möglich beginnen. In Einrichtungen, in denen HIV-Kranke betreut werden, müssen die Arzneimittel daher vorrätig gehalten werden oder jederzeit
innerhalb von maximal zwei Stunden zu beschaffen sein. Im Zweifelsfall wird die erste Dosis eingenommen und die Entscheidung für oder gegen eine
Prophylaxe anschließend in Ruhe gefällt. Die Medikamente sollen mindestens zwei, besser vier Wochen lang eingenommen werden. Wegen des
erhöhten Nierensteinrisikos müssen Indinavir-Anwender mindestens eineinhalb Liter pro Tag trinken. Vielfältige Wechselwirkungen des Proteinase-
Hemmstoffs sind zu beachten sowie ein genügender Abstand der Einnahme zu den Mahlzeiten - eine Stunde vor oder zwei danach (Robert-Koch-Institut:
Bundesgesundhbl. 1 [1997], 15, Last Update: 18.11.97 [http://www.rki.de]; CARDO, D. M. et al.: N. Engl. J. Med. 337 [1997],
1485).
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