Kalziumantagonisten bei Diabetes? Zuckerkranke sind aufgrund veränderter Lipidzusammensetzung in den Zellmembranen
möglicherweise empfindlicher gegenüber Störeffekten von Kalziumantagonisten. Nach der vor einem Jahr veröffentlichten Multicenter Isradipine
Diuretic Atherosclerosis Studie (MIDAS) erleiden unter dem kurz wirksamen Isradipin (LOMIR, VASCAL) mehr Hochdruckpatienten Angina pectoris, Herzinfarkt oder
Schlaganfall als unter Hydrochlorothiazid (ESIDRIX u.a.; a-t 10 [1996], 102). Patienten mit manifestem Diabetes waren
von der Studie ausgeschlossen. In einer Nachauswertung der Daten untersuchen die Autoren, welche Rolle ein gestörter Glukosestoffwechsel, gemessen am
glykosylierten Hämoglobin (HBA1C), für das Risiko eines kardiovaskulären Ereignisses hat. In der Isradipingruppe nimmt die Gefährdung mit
steigendem HBA1C zu, nicht dagegen unter dem Diuretikum. Die Mehrzahl der Herzkreislauf-Komplikationen unter Isradipin trifft Teilnehmer mit gestörtem
Glukosestoffwechsel. Eine größere Empfindlichkeit gegenüber der Wirkung des Kalziumantagonisten mag auch in der stärkeren
Blutdrucksenkung bei höherem HBA1C zum Ausdruck kommen (BYINGTON, R. P. et al.: Lancet 350 [1997], 1075/ ati d). Die Beobachtungen bedürfen
der Bestätigung in gezielten klinischen Studien, lassen aber Vorsicht angeraten sein beim Gebrauch von Kalziumantagonisten bei Zuckerkranken. Obwohl
aussagekräftige klinische Daten fehlen, werden hierzulande gerade diese Hochdruckmittel bei Diabetikern bevorzugt angewendet, während
Thiaziddiuretika möglicherweise zu Unrecht gemieden werden (vgl. a-t 2 [1997], 22), -Red.
|
© 1997 arznei-telegramm |