OFFENER BRIEF AN BIONORICA |
In a-t 10 (1997), 101 habe ich gelesen, dass Sie per einstweiliger Verfügung das Erscheinen
des Arzneiverordnungs-Report '97 zu verhindern suchen. Ich gehe daher davon aus, dass Sie die kritische Auseinandersetzung über eine gerechtfertigte
Indikationsstellung zur Arzneimittelverordnung scheuen. Ab sofort werde ich daher das von mir gelegentlich z. B. in der Schwangerschaft verordnete Medikament
SINUPRET nicht mehr rezeptieren.
Dr. med. P. FLÄMIG (Arzt f. HNO)
D-86150 Augsburg
...Als mittelständisches Pharmaunternehmen sehen wir uns der geballten Macht eines Nachfrage-Monopols gegenübergestellt und versuchen nun,
auf diese Art und Weise in den Dialog mit den Krankenkassen und den Autoren zu kommen, nachdem uns seit vielen Jahren verwehrt wird, unsere neuesten
Forschungsergebnisse den Autoren zukommen zu lassen...
Bionorica GmbH
D-92308 Neumarkt
Die auf Anfrage vom Hersteller zu SINUPRET überlassenen "neuesten Forschungsergebnisse", so etwa eine Studie von 1984 an sechs
Kaninchen,1 vermögen nicht zu überzeugen. Nach einer Untersuchung an 160 Bundeswehr-Angehörigen mit akuter bakterieller Sinusitis soll die Mischung
aus Enzianwurzel, Holunder- und Schlüsselblumenblüten sowie Ampfer- und Eisenkraut den Erfolg einer Therapie mit Doxycyclin (VIBRAMYCIN N u.a.) und
abschwellenden Nasentropfen signifikant verbessern.2 Allerdings fehlen nachvollziehbare Angaben zu Ergebnissen und Methodik. Auch kursorisch
berichtete Anwendungsbeobachtungen bei über 3.000 Patienten mit Bronchitis3 erlauben keinen Rückschluss auf einen therapeutischen
Nutzen.
Nach Auswertung derselben Patientendaten soll SINUPRET mit Störwirkungen bei 0,8% (Magen-Darm-Beschwerden, Schwindel u.a.) besser verträglich sein als
Azetylzystein (FLUIMUCIL u.a.: 4,3%) und Myrtol (GELOMYRTOL: 5,8%).3,4 Unter den Autoren der Studien1-4 findet sich jeweils mindestens ein
Firmenmitarbeiter, -Red.
1 | CHIBANGUZA, G. et al.: Arzneim.-Forsch./Drug. Res. 34/I (1984), 3 |
2 | NEUBAUER, N., R. W. MÄRZ: Phytomedicine 1 (1994), 177 |
3 | ERNST, E. et al.: Fortschr. Med. 115 (1997), 52 |
4 | ERNST, E. et al.: Int. J. Risk & Safety Med. 7 (1995), 219 |
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