LIPASE-HEMMER ORLISTAT: "BESTECHEND" HOHE AUFWANDSENTSCHÄDIGUNG? |
Das Auftragsforschungsinstitut KFM betreut für Roche eine multizentrische klinische Prüfung des noch nicht zugelassenen Lipase-Hemmers
Orlistat zur Gewichtsreduktion und Erhaltung des reduzierten Gewichts. Mit Schreiben vom 28. August 1997 versucht KFM, Prüfärzte zu gewinnen:
Ziel dieser Prüfung ist, die Erhaltung des reduzierten Gewichtes zu belegen... Wir denken an 8 Patienten bis 16 Patienten, die Sie im Laufe
eines 3/4 Jahres in die Studie aufnehmen könnten. Als Honorar für jeden prüfplankonform abgeschlossenen Fall sind DM 4.000,- vorgesehen. Die
Kosten der Laboruntersuchungen werden übernommen (Zentrallabor).
KFM Klinische Forschung GmbH
D-80399 München
Ein Honorar von 32.000 DM bis 64.000 DM könnte im Verhältnis von Aufwand und Entgelt fast schon als Bestechung angesehen werden. Dies
empfindet auch ein von KFM angeschriebener Kollege:
Ich fühle mich beleidigt, wenn ich bestochen werde. Nehme natürlich nicht an der Studie teil.
DRÜNERT, M.
D-49610 Quakenbrück
Orlistat wird in den Medien bereits als "Pille davor" bezeichnet.1 Es hemmt die Pankreaslipase und verringert die Aufnahme von Fetten.
Anwender scheiden etwa 30% des aufgenommenen Fetts aus. Je mehr Fett die Nahrung enthält, desto stärkere Störwirkungen sind zu erwarten. Wie
beim unverdaulichen Fettersatz OLESTRA (a-t 9 [1996], 91) sind öliger Stuhl, Abdominalkrämpfe,
Stuhlinkontinenz und Übelkeit die Folge.2 Dem Verlust fettlöslicher Vitamine soll die gleichzeitige Einnahme von Multivitaminpräparaten
vorbeugen.
In Studien erkranken unter Orlistat mehr Frauen an Brustkrebs als in den Plazebogruppen. Die Erklärung, dass Brustkrebs bei schlankeren Frauen leichter
festzustellen sei,3 erscheint unbefriedigend. Möglicherweise steigt unter der Behandlung mit dem Enzymhemmer auch das Risiko von Nierensteinen.
Verringerte Knochendichte nach längerer Einnahme sowie Vitamin-D- und Kalziummangel lassen sich nicht ausschließen.3 In den USA hat Roche
das Zulassungsgesuch jetzt zurückgezogen.4
1 | WDR: "Was tun gegen Übergewicht", http://www.wdr.de |
2 | KASTRUP, E. K. (Hrsg.): "Facts and Comparisons", St. Louis (USA), (Dez. 1996),
821 |
3 | Scrip 2234 (1997), 16 |
4 | Ärzte Ztg. vom 5./6. Sept. 1997 |
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