HORMONBEHANDLUNG: ALTERNATIVEN ZU PRESOMEN |
PRESOMEN enthält konjugierte Östrogene tierischen Ursprungs. Wegen seiner Herstellung aus dem Harn trächtiger
Stuten gerät es immer wieder in die Kritik von Tierschützern. Welche Alternativen empfehlen Sie?
U. STRASSER (Apotheker)
D-51429 Bergisch Gladbach-Bensberg
Zur Hormoneinnahme nach den Wechseljahren dienen physiologisches Estradiol (z.B. ESTRIFAM, in KLIOGEST u.a.) bzw. Estradiolvalerat (PROGYNOVA u.a.)
sowie sog. konjugierte (tierische, PRESOMEN u.a.) und veresterte (pflanzliche) Östrogene (FEMAVIT u.a.). Tierische und pflanzliche Hormongemische
enthalten als aktive Bestandteile Natrium-Östronsulfat und Natrium-Equilinsulfat, in unterschiedlichen, aber definierten Mengen.* Während konjugierte
Östrogene aus dem Urin trächtig gehaltener Stuten stammen, werden veresterte Östrogene ohne Tierquälerei teilsynthetisch aus pflanzlichen
Rohstoffen wie Sojabohnensterolen hergestellt.
Studien zur Beeinflussung der Knochendichte wurden überwiegend mit Estradiol und konjugierten Östrogenen tierischen Ursprungs durchgeführt.
Eine Untersuchung, die ähnliche Effekte auch für pflanzliche Östrogenester belegen soll, liegt bislang nur als Abstract vor.1 Somit erscheint
der Ersatz der tierischen Hormone durch solche pflanzlichen Ursprungs durchaus möglich. Besser belegt ist jedoch die Anwendung von Estradiol. Der
Nachweis einer Senkung der Frakturrate steht für alle weiblichen Geschlechtshormone aus (a-t 4 [1995], 37).
Eine aktuelle Auswertung von 22 klinischen Studien findet zudem keinen Beleg dafür, dass Frauen unter Hormonanwendung weniger kardiovaskuläre
Erkrankungen erleiden.2
Langzeitgebrauch von Östrogenen nach den Wechseljahren erhöht wahrscheinlich das Risiko, an Brust- oder Gebärmutterkrebs zu erkranken und
birgt die Gefahr thromboembolischer Komplikationen (a-t 3 [1997], 34; 11 [1996], 105). Ob sich die verschiedenen Präparate hier unterscheiden, ist nicht
bekannt, -Red.
1 | GENANT, H. et al.: Osteoporosis Int. 6, Suppl. 1 (1996), 228 |
2 | HEMMINKI, E., K. McPERSHON: Brit. Med. J. 315 (1997), 149
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* | Pflanzliche Östrogene enthalten 75% bis 85% Östronsulfat, tierische Östrogene
nur etwa 50% bis 60%. |
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