Retardiertes Fluorid bei Osteoporose: Die Behandlung der Osteoporose mit Fluoriden ist umstritten. Die beobachtete Zunahme der
Knochendichte geht teilweise mit vermehrten Frakturen nicht-vertebraler Knochen (z. B. Schenkelhals) einher (a-t 1 [1991],
3). Das therapeutische Fenster scheint schmal zu sein und wird auf 95 bis 190 ng/ml Plasma beziffert. Bei erheblich oder anhaltend höheren
Fluoridspiegeln kann der Knochen Schaden nehmen: Durch Störung der Mineralisation nimmt die mechanische Belastbarkeit des neugebildeten
Knochengewebes ab (Fluorose). Relativ niedrig dosierte Retard-Zubereitungen scheinen vorteilhaft zu sein: In einer US-amerikanischen Studie nehmen 99 Frauen
mit Osteoporose nach der Menopause und mindestens einem Wirbelbruch zweimal täglich 25 mg retardiertes Natriumfluorid (USA: NEOSTEN) oder Plazebo
plus 400 mg Kalzium als Zitrat (CALCIUM FORTE VON CT) jeweils ein Jahr lang ein, gefolgt von zwei Monaten Pause. Die Häufigkeit neuer Wirbelfrakturen
sinkt um 70%. Die Knochendichte der Lendenwirbel nimmt pro Behandlungszyklus um bis zu 5% zu. Andere Knochen brechen nicht häufiger. Unter
Einbeziehung weiterer, nicht randomisierter Studien errechnen die Autoren eine Abnahme der vertebralen Frakturrate um 90% bei leicht bis mäßig
verminderter und um 40% bei deutlich verminderter Knochendichte. Die Fluorid-Plasmakonzentrationen liegen im therapeutischen Bereich. In Biopsien findet sich eine
regelrechte Knochenstruktur. In ersten Untersuchungen bei idiopathischer Osteoporose erweist sich das retardierte Fluorid als ähnlich günstig,
während der Effekt bei steroidinduziertem Knochenschwund weniger deutlich ist. Die Autoren führen das positive Ergebnis auf die verzögerte
Freisetzung des Minerals zurück. Zirkardiane Schwankungen der Fluoridkonzentration fallen um bis zu achtmal geringer aus als bei normal freisetzenden
Natriumfluorid- und Monofluorphosphat-Präparaten einschließlich magensaftresistenter Zubereitungen (PAK, C.Y.C. et al.: Am. J. Med. Sci. 313 [1997], 23).
Zubereitungsart und Dosis des Studien-Präparates entsprechen am ehesten OSSIPLEX RETARD (enthält zusätzlich 200 mg Askorbinsäure).
Das ebenfalls retardierte OSSIN ist 60% höher dosiert, -Red. .
|
© 1997 arznei-telegramm |