Was bringen Antibiotika bei akuter Mittelohrentzündung? Im Alter bis zu drei Jahren erkranken zwei von drei Kindern mindestens einmal an
Otitis media. Typische Beschwerden wie Ohrschmerz und Krankheitsgefühl klingen bei 90% der Betroffenen unter abschwellenden Nasentropfen und
Analgetika innerhalb von drei Tagen ab (a-t 12 [1992], 122). Die häufig begleitende Hörstörung kann
dagegen einige Wochen anhalten. Unterschiedliche nationale Gepflogenheiten, Antibiotika zu verordnen - beispielsweise werden in den USA und Australien nahezu
alle Kinder damit behandelt, in den Niederlanden nicht einmal jedes dritte -, veranlassen australische Allgemeinmediziner zu einer Metaanalyse von acht klinischen
Studien. Sie vergleichen den Nutzen der antimikrobiellen Therapie mit Scheinmedikament oder symptomatischer Behandlung: In beiden Gruppen lässt der
Schmerz bei der Mehrzahl (60%) innerhalb von 24 Stunden nach. Zwei bis sieben Tage später klagen noch 14% der Kontrollgruppe über Ohrschmerz im
Vergleich zu 8% unter Antibiotika. Es müssen also 17 Kinder vom ersten Tag an antibiotisch behandelt werden, um bei einem Kind über zwei bis sieben
Tage anhaltende Schmerzen zu verhindern. Während ein Übergreifen der Entzündung auf die Gegenseite unter ausschließlich symptomatischer
Behandlung häufiger (17% vs. 11%) vorkommt, finden sich hinsichtlich Hörstörungen nach ein und drei Monaten, Trommelfellperforation und
Rückfällen keine wesentlichen Unterschiede. Dagegen leiden unter Antibiotika mehr Kinder (17% vs. 11%) an Erbrechen, Durchfall und Hautausschlag
(DEL MAR C. et al.: Brit. Med. J. 314 [1997], 1526). Der Nutzen einer routinemäßigen antibakteriellen Behandlung von Kindern mit Otitis media ist
zweifelhaft, -Red.
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