Europa - Marktverbote und Verschreibungspflicht für Antiallergikum Terfenadin (TELDANE u.a.): In Ausgabe 1 (1997), 16 fordern wir die Marktrücknahme der rezeptfrei erhältlichen Antiallergika Astemizol (HISMANAL) und
Terfenadin (TELDANE u.a.), da der anscheinend nicht vermeidbare Fehlgebrauch der kardiotoxischen Mittel tödlich enden kann. Jetzt sehen die britischen
Behörden die Verschreibungspflicht für Terfenadin vor. Seit Markteinführung 1982 sind in England 14 Todesfälle und 33 bedrohliche
Herzrhythmusstörungen in Verbindung mit Terfenadin zu verzeichnen. Trotz der Warnungen von 1992 vor Überdosierungen, Kombination mit
Makrolidantibiotika oder Azolantimykotika und Einnahme bei Vorschädigung von Leber oder Herz (vgl. a-t 11 [1991],
106) ereignen sich 11 der Todesfälle und die meisten Herzkomplikationen erst nach diesem Zeitpunkt. Dass auch die Einnahme mit Grapefruitsaft die
Kardiotoxizität von Terfenadin verstärkt, hat nun das Fass zum Überlaufen gebracht. Der sichere Gebrauch von Terfenadin ist so kompliziert, dass
nach Auffassung der britischen Behörde ärztliche Entscheidungen erforderlich sind. Nach Ankündigung der Marktrücknahme von Terfenadin in
den USA folgte dessen Bann in Griechenland, Frankreich, Luxemburg und den Vereinigten Arabischen Emiraten (CLARK, S.: Lancet 349 [1997], 1268; Scrip 2206
[1997], 22). Da nach US-amerikanischen Erfahrungen der Bezug auf Rezept keinen ausreichenden Schutz vor Fehlgebrauch bietet und Alternativen wie das
ebenfalls relativ gering sedierende Cetirizin (ZYRTEC) oder ältere, stärker sedierende Antihistaminika wie Dimetinden (FENISTIL) zur Verfügung
stehen, halten wir die Marktrücknahme von Terfenadin für erforderlich. In einer soeben veröffentlichten Auswertung der Spontanmeldungen aus 17
Ländern durch das WHO Drug Monitoring Centre (Uppsala [Schweden]) schneidet neben Cetirizin auch das noch vergleichsweise gering bewährte, z. B.
in Österreich erhältliche Acrivastin (SEMPREX) in Bezug auf kardiale Störwirkungen besser ab als die in dieser Hinsicht auffälligen Terfenadin-,
Astemizol (a-t 9 [1992], 94)- und Loratadin (LISINO; a-t 7 [1996], 70)-
haltigen Präparate (LINDQUIST, M., I. R. EDWARDS: Lancet 349 [1997], 1322). In Deutschland ist das Bundesinstitut für Arzneimittel und
Medizinprodukte lediglich in einen Informationsaustausch mit den Herstellern von Astemizol und Terfenadin eingetreten, sieht aber bei Redaktionsschluss keine
gezielten Maßnahmen zur Risikoabwehr vor, -Red.
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