Kurz und bündig a-t 1997; Nr. 2: 22

Neues zu Zidovudin (RETROVIR)in der Schwangerschaft: Einnahme von Zidovudin (RETROVIR) in der Schwangerschaft verbessert nach einer US-amerikanisch-französischen Studie die Chancen Neugeborener HIV-infizierter Mütter, ohne Infektion zur Welt zu kommen, um zwei Drittel (von 25% auf 8%; a-t 1 [1995], 1). 75% (in Europa sogar 80% bis 85%) der Kinder werden also mit dem relativ toxischen Mittel belastet, obwohl sie ohnehin nicht infiziert worden wären. Die Langzeitverträglichkeit ist unbekannt. Bedenken gegen die routinemäßige Prophylaxe richten sich auch auf mögliche Resistenzen bei den trotz Prophylaxe infizierten Kindern (WAHN, V.: Dtsch. Ärztebl. 92 [1995], A-3397; RKI InfFo IV/95, 48). Im Versuch an Mäusen finden sich nach Zidovudin in der Tragzeit gehäuft Leber-, Lungen-, Haut- und Genitaltrakttumoren bei den Nachkommen. Das Mäusemodell gilt wegen einiger Unterschiede in der Verstoffwechselung des Virustatikums nur als beschränkt auf den Menschen übertragbar. Bislang sind keine Tumoren bei Kindern bekannt, deren Mütter in der Schwangerschaft Zidovudin erhielten. Nach Einschätzung eines Expertengremiums bei den US-amerikanischen National Institutes of Health ändern die Befunde aus dem Tierversuch nichts an der insgesamt günstigen Nutzen-Risiko-Bilanz der Prophylaxe. Das Gremium empfiehlt, die Mutter über die ungeklärte Risikolage zu informieren und die betroffenen Kinder langfristig zu überwachen (ROWE, P. M.: Lancet 349 [1997], 258).


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