Korrespondenz a-t 1997; Nr. 2: 21-2

KEINE ABHÄNGIGKEIT DURCH TETRAZEPAM (MUSARIL U.A.)?

Da vor kurzem Clormezanon (MUSKEL TRANCOPAL u.a.; a-t 11 [1996], 115) aus dem Verkehr gezogen wurde, wirbt die Firma jetzt für Tetrazepam (MUSARIL u.a.) mit dem Versprechen, dass keine Abhängigkeit oder Entzugserscheinungen nach abruptem Absetzen auftauchen. Welche Erfahrungen liegen Ihnen vor?

A. DIEHL (praktische Ärztin)
D-66121 Saarbrücken

Tetrazepam (MUSARIL u.a.) ist ein zum Muskelrelaxans umdeklariertes Benzodiazepin mit langer Halbwertszeit. Wie die anderen Abkömmlinge dieser Substanzgruppe wirkt es sedierend, anxiolytisch, antikonvulsiv und abhängigkeitserzeugend. Die geringe internationale Verbreitung (unseres Wissens nicht in englischsprachigen oder nordischen Ländern erhältlich) mag zur unzureichenden Dokumentation von Abhängigkeit und Entzugserscheinungen beitragen.

Unser NETZWERK DER GEGENSEITIGEN INFORMATION erfasst 19 Verdachtsmeldungen zu Tetrazepam.

Davon betreffen sieben Abhängigkeit und/oder Entzugssymptome. Acht Melder schildern zum Teil schwerwiegende Störwirkungen an der Haut. Dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte liegen 12 Berichte zu Sucht, Abhängigkeit oder Entzugssymptomen vor. 45 Verdachtsmeldungen betreffen Hautreaktionen, darunter lebensbedrohliche Ereignisse wie toxische epidermale Nekrolyse und STEVENS-JOHNSON-Syndrom.1 Eine besondere Stellung des teuren Tetrazepam (a-t 12 [1996], 122) lässt sich daher nicht rechtfertigen, -Red.

1  BfArM: Schreiben vom 31. Januar 1997


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