Azetylsalizylsäure (ASPIRIN u.a.): Beeinflußt die Zubereitungsform das Blutungsrisiko? Magensaftresistente Azetylsalizylsäure-
Formulierungen (ASPIRIN PROTECT, "damit Herzschutz nicht auf den Magen schlägt", Werbung in: Dtsch. med. Wschr. 120:33 [1995]) sollen das
Risiko ASS-induzierter Magen- und Dünndarmgeschwüre ebenso verringern wie gepufferte Zubereitungen (ASPIRIN DIREKT u.a.). Eine Fall-Kontroll-
Studie an 550 regelmäßig ASS einnehmenden Patienten mit Bluterbrechen oder Teerstuhl und endoskopisch nachgewiesener Blutungsquelle sowie 1.200
Kontrollpersonen bestätigt die angeblichen Vorteile nicht: In Dosierungen bis zu 325 mg täglich verdreifacht Azetylsalizylsäure die Gefahr einer
oberen gastrointestinalen Blutung. Zwischen magensaftresistenten und einfachen Tabletten besteht dabei kein Unterschied. Gepufferte Zubereitungen, die laut Rote
Liste 1996 (05 117) den Magen-Darm-Trakt nur selten beeinflussen sollen, schneiden tendenziell sogar schlechter ab. In Dosierungen über 325 mg steigt das
Blutungsrisiko unter einfachem ASS auf das Sechsfache im Vergleich zum Siebenfachen unter der gepufferten Formulierung. Vermutlich geben eher systemische
Effekte auf Blutplättchen und Prostaglandinsynthese den Ausschlag als eine direkte lokale Schleimhautschädigung. Ist eine Einnahme z.B. nach
Herzinfarkt angezeigt (a-t 1 [1996], 15; 7 [1994], 64), bleibt die
Nutzen-Risiko-Bilanz von Azetylsalizylsäure positiv. Dabei ist die kostengünstigere einfache Tablette vorzuziehen (SYMMONS, D. P. M.: Lancet 348
[1996], 1394; KELLY, J. P. et al.: Lancet 348 [1996], 1413).
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