DIE JAHRE VERGEHEN CYPROTERON (ANDROCUR, IN DIANE, JETZT IN CLIMEN) BLEIBT UNTER KREBSVERDACHT
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"Auf das medizinisch unverzichtbare Maß" versprach das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) den
Gebrauch des Antiandrogens Cyproteronazetat (ANDROCUR, in DIANE) zu reduzieren.1 Im März 1995 schränkte es die Anwendung der
ehemals sogar per Fotoroman2 (Auszug siehe Abbildung) als "Pille" beworbenen Cyproteron-Ethinylestradiol-Kombination DIANE-35 auf
ausgeprägte, mit Narbenbildung einhergehende Akne ein, wenn lokale Behandlung und antibiotische Therapie versagt haben oder nicht vertragen werden (a-t 4 [1995], 33). Der aus Tier- und Kulturversuchen an menschlichen Leberzellen abgeleitete Verdacht auf
Kanzerogenität sowie Berichte über Leberkrebs in Verbindung mit der Einnahme von Cyproteronazetat-haltigen Präparaten (a-t 9 [1994], 84; 3 [1995], 31) ließen die Verkaufszahlen von DIANE
innerhalb eines Jahres auf die Hälfte schrumpfen (900.000 Pakkungen). Schering legte Widerspruch gegen den amtlichen Bescheid ein, beantragte ein
Verfahren beim Berliner Verwaltungsgericht und einigte sich schließlich mit dem BfArM das offensichtlich eine erneute Schlappe bei den als
herstellerfreundlich angesehenen Gerichten befürchtete außergerichtlich auf die jetzt geltenden Indikationen: Androgenisierungserscheinungen bei
der Frau, die Hormonbehandlung erfordern, wie ausgeprägte Akne, mäßiger Hirsutismus und androgenetische Alopezie.
Jetzt bringt Schering CLIMEN, ein Estradiolvalerat- und Cyproteronazetat-haltiges Sequenzpräparat, mit der breiten Indikation "Beschwerden in den
Wechseljahren" in den Handel. CLIMEN soll Symptome der Menopause ähnlich gut lindern wie Kombinationen bewährter Gestagene (z.B.
Norethisteronazetat [PRIMOLUT NOR u.a.]) mit konjugierten Östrogenen (PRESOMEN u.a.). Daß CLIMEN das Arterioskleroserisiko mindert, ist ebenso
wie bei anderen Präparaten für die Postmenopause nicht durch randomisierte Studien belegt (vgl. a-t 9 [1996],
86; 4 [1995], 37). Der eher geringfügigen Senkung von Gesamtcholesterin um 6% und LDL-Cholesterin um
7% bis 14% stehen Erhöhungen der Triglyzeride um bis zu 28% gegenüber,3,4 was die Ärzte Zeitung nicht daran hindert zu titeln:
"Hormonpräparat hat günstigen Einfluß auf das Lipidprofil".5 Schering verspricht sich in erster Linie einen Zusatznutzen "im
Hinblick auf Androgenisierungserscheinungen an Haut und Haaren"6 eine Strategie, die nahtlos an die Vermarktung von DIANE
anschließt und auf eine jahrzehntelange hormonale Manipulation der Frau zielt.
Die Frage der Kanzerogenität beantwortet die CLIMEN-Fachinformation7 gleichlautend wie eine Presseerklärung8 der Firma von Anfang
1995: "Die klinische Bedeutung dieser Befunde ist derzeit ungewiß." Aus Tierversuchen schließen Toxikologen, daß Cyproteron
"nicht nur als Tumorpromotor, sondern auch als direkt auslösendes und somit komplettes Karzinogen in der Rattenleber wirken kann".9 In
Dosierungen von 120 mg/kg unterdrückt Cyproteron drastisch die Apoptose in der Leber der Ratte, einen körpereigenen Schutzmechanismus zur
Eliminierung von Karzinomzellen.10
FAZIT: Schering bringt mit CLIMEN eine Östrogen-Antiandrogen-Kombination zur Behandlung von Beschwerden in den Wechseljahren in den Handel,
für deren Cyproteronazetat-Bestandteil in-vitro- und in-vivo-Daten Hinweise auf Kanzerogenität geben. Bei Arzneimitteln, die jahre- bis jahrzehntelang
eingenommen werden, halten wir es für nicht vertretbar, die klinische Bedeutung solcher Befunde als "ungewiß" zu verharmlosen. Die
Zulassung von CLIMEN mit breiter Indikation widerspricht dem Gebot des vorbeugenden Verbraucherschutzes.
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