THERAPIEEMPFEHLUNG BEI SEBORRHOISCHEM EKZEM |
Einer meiner Patienten, ein 32jähriger Mann, leidet an einem seborrhoischen Ekzem, lokalisiert überwiegend in
Rückenmitte, z.T. plaqueförmig figuriert, z.T. flächig follikulär. Lokale Therapieversuche nach dermatologischer Empfehlung mit 3%igem
Salizylspiritus, Estradiol (LINOLADIOL), Hydrokortison (FICORTRIL u.a.) oder Prednicarbat (DERMATOP) waren nahezu wirkungslos. Eine mäßige
Besserung war lediglich mit oraler Gabe von Doxycyclin (VIBRAMYCIN u.a.), 50 mg/d zu erzielen, wobei nach Absetzen eine sofortige Verschlechterung eintrat. Ich
bitte Sie daher bei diesem hartnäckigen Krankheitsbild um eine Therapieempfehlung.
Dr. C. HAMPE (Arzt)
30457 Hannover
Das seborrhoische Ekzem fällt durch stark vermehrte Talgproduktion (Seborrhoe) mit scharf begrenzten, entzündlich geröteten, fettig
schuppenden Herden auf. Die Dermatitis findet sich bevorzugt an talgdrüsenreichen Hautarealen wie behaartem Kopf, Gesicht, vorderer und hinterer
Schweißrinne im oberen Rumpfbereich und in den großen Körperfalten. Säuglinge in den ersten drei Monaten und Männer um das vierte
Lebensjahrzehnt erkranken besonders häufig.
Seit langem wird vermutet, daß ein Pilz, Pityrosporum ovale, maßgeblich an der Erkrankung beteiligt ist. Auf gesunder Kopfhaut macht die lipophile Hefe
knapp 50% der Mikroflora aus. Bei Kopfschuppen steigt ihr Anteil auf etwa 75%, bei seborrhoischer Dermatitis auf über 80%.1
Mittel der Wahl sind Azolantimykotika, zweimal täglich auf die erkrankte Haut aufgetragen.2 Nach Ansicht unserer dermatologischen Berater wirkt Clotrimazol
(CANESTEN u.a.) ebensogut wie das für diese Indikation beworbene Ketoconazol (TERZOLIN u.a.). Höhere Clotrimazolkonzentrationen als die zur
Behandlung von Hautpilz üblichen 1% können erforderlich sein (SD-HERMAL [2%] oder Rezeptur).1 Systemische Behandlung mit Ketoconazol ist
wegen immunallergischer Eigenschaften und Hepatotoxizität (a-t 11 [1995], 108) allenfalls kurzfristig bei
schwerem Befall gerechtfertigt. Itraconazol (SEMPERA u.a.) scheint verträglicher zu sein. Die antimikrobiell wirksamen Pyrithion-Zink- (DE-SQUAMAN N u.a.)
und Selendisulfid-Shampoos (SELSUN u.a.) finden bei Befall des behaarten Kopfes Verwendung. Stärker entzündliche Herde erfordern gegebenenfalls
lokale Kortikosteroide wie Hydrokortison (FICORTRIL u.a.) im Wechsel mit Azolantimykotika.2
Da Rückfälle häufig sind, kann eine Rezidivprophylaxe mit einem Azolantimykotikum in ein- bis zweiwöchigen Abständen über
mehrere Monate erforderlich werden. Bei schwerem Verlauf und/oder ungewöhnlicher Therapieresistenz ist an die Möglichkeit einer HIV-Infektion zu
denken: Bis zu 80% der Infizierten leiden an einer oft ausgedehnten seborrhoischen Dermatitis im Vergleich zu 5% bei Nicht-HIV-Infizierten,2
Red.
1 NENOFF, P., U.-F. HAUSTEIN: Hautarzt 45 (1994), 464
2 ORFANOS, C. E., C. GARBE: "Therapie der Hautkrankheiten", Springer, Berlin 1995, Seite 964
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