Herzinsuffizienz - Digitalisglykosid auf dem Prüfstand: Nach über zweihundert Jahren Behandlung der Herzinsuffizienz mit
"Fingerhut" (Digitalis) wird erstmals der Einfluß des Leitglykosids Digoxin (LANICOR u.a.) auf die Sterblichkeit untersucht. Knapp 7.800 Patienten mit
Herzinsuffizienz erhalten in der von den US-amerikanischen National Institutes of Health unterstützten kontrollierten "DIG"-Studie zusätzlich zu
Diuretika und ACE-Hemmern täglich 0,125 mg bis 0,5 mg Digoxin oder Plazebo. Nach den im März auf einem Kardiologenkongreß vorgestellten
Ergebnissen bleibt das Herzglykosid im Verlauf von drei Jahren ohne Einfluß auf die Gesamtsterblichkeit. Digoxin senkt die Zahl der durch Herzversagen
bedingten Todesfälle geringfügig, steigert aber in vergleichbarem Maß die Sterblichkeit aufgrund von Rhythmusstörungen und Myokardinfarkt.
Krankenhausaufenthalte wegen Zunahme der Herzinsuffizienz werden deutlich seltener erforderlich. Dafür müssen mehr Patienten wegen Verdachts auf
Digitalisvergiftung stationär aufgenommen werden. Die Veröffentlichung der in der Studie erhobenen Daten zur Lebensqualität steht aus (Scrip 2120
[1996], 25). Die Ergebnisse dürften besonders die Nutzen-Risiko-Abwägung bei Neueinstellung der Herzinsuffizienz beeinflussen. Digoxin kommt als
Mittel der Reserve in Betracht für Patienten mit Beschwerden trotz ACE-Hemmern und Diuretika. Für ACE-Hemmer ist eine lebensverlängernde
Wirksamkeit belegt. Absetzen des Glykosids bei Patienten mit stabiler chronischer Herzinsuffizienz unter der Dreifachtherapie kann nach älteren
Untersuchungen erhebliche klinische Verschlechterung zur Folge haben (vgl. a-t 8 [1993], 81), -Red.
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