INFLUENZA-PROPHYLAXE FÜR JEDEN? |
Als ich den Artikel von NICHOL et al. (N. Engl. J. Med. 333 [1995], 889) las, fiel mir Ihre Veröffentlichung bezüglich der
Influenza-Prophylaxe ein (a-t 9 [1995], 90). Die Studie kommt zu folgenden Ergebnissen: Die Influenza-Prophylaxe ist
sinnvoll für gesunde Werktätige, reduziert Fehltage, beugt Erkältungskrankheiten generell vor, erspart dem Gesundheitssystem erhebliche Kosten
und steht damit in krassem Gegensatz zu den von Ihnen veröffentlichten Daten und Ratschlägen.
G. NIESSEN ("PJ-ler")
D-40545 Düsseldorf
Gleichlautend wie die Weltgesundheitsorganisation empfehlen die Gesundheitsbehörden international die Schutzimpfung gegen Virusgrippe für
ältere Menschen und Risikopersonen. Eine Ausweitung auf "gesunde Werktätige" ließe die jährlichen Kosten in Deutschland in den
Milliarden-DM-Bereich hochschnellen. Zu erwartende Lieferschwierigkeiten des jährlich in neuer Zusammensetzung hergestellten Impfstoffes würden u.E.
gerade Risikopersonen gefährden.
Die Allgemeingültigkeit der genannten Studie steht in Frage. Sie deckt lediglich eine Influenzasaison einer einzigen Region ab. Wird die ermittelte
ungewöhnlich hohe Rate von 105 symptomatischen Influenzainfektionen pro 100 Geimpften bzw. 35 zusätzlichen Episoden pro 100 Personen der
Plazebogruppe auf die üblicherweise in der Literatur genannte Häufigkeit der Virusgrippe bei über 20jährigen von 5% bis 15%
zurückgeschraubt, verliert sich der errechnete Kostenvorteil für die Influenzaimpfung werktätiger Erwachsener,1 Red.
1 PATRIARCA, P. A., R. A. STRIKAS: N. Engl. J. Med. 333 (1995), 933
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