PROPHYLAXE MIT FOLSÄURE (LAFOL U.A.) VOR EINER SCHWANGERSCHAFT? |
Im Dt. Ärzteblatt 92 (1995), A-1771 wird eine Empfehlung zur präkonzeptionellen Folsäuresubstitution mit 0,4 mg/d zur
Prävention von Neuralrohrdefekten gegeben. Wie soll ich das praktisch umsetzen, d.h. welches Handelspräparat soll ich verordnen?
N.N., Name und Anschrift der Redaktion bekannt
Seit wenigen Monaten ist ein niedrigdosiertes Folsäuremonopräparat mit 0,4 mg pro Kapsel erhältlich: LAFOL (Brenner-Efeka/Leipziger
Arzneimittelwerk). 100 Kapseln kosten 28,74 DM. Ausreichende Zufuhr von Folsäure (0,4 mg/Tag) vor der Empfängnis und in der
Frühschwangerschaft mindert das auf 1:1000 bezifferte Risiko eines Neuralrohrdefektes um etwa 70% (vgl. a-t 4
[1993], 39). Ob sich durch individuelle Empfehlungen zur Folsäureprophylaxe die Zahl der mit Neuralrohrdefekt geborenen Kinder in der
Gesamtbevölkerung wirksam senken läßt, bleibt fraglich: Nach der Erhebung in einer Londoner Gruppenpraxis muß ein Allgemeinmediziner 78
jungen Frauen den Rat erteilen, um eine zu erreichen, die im Laufe des folgenden Jahres ein Kind zur Welt bringt. Das bedeutet: Um einen Neuralrohrdefekt zu
verhindern, müßte der Arzt die Empfehlung theoretisch über 100.000mal* weitergeben vorausgesetzt, seine Patientinnen planen ihre
Schwangerschaften und nehmen den Rat an (BOON, C., S. HULL: Brit. Med. J. 311 [1995], 256), Red.
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Wenn nur eine von 78 Frauen im Laufe des folgenden Jahres schwanger wird, eine Schwangere von 1.000 ein Kind mit
Neuralrohrdefekt entbindet und Folsäure das Risiko um 70% (100:70 = 1,4) senkt, errechnet sich, daß der Rat 78 x 1.000 x 1,4 = rund 110.000 Frauen
weitergegeben werden müßte, um einen Neuralrohrdefekt zu verhindern.
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