Botulinustoxin (BOTOX u.a.) für Kinder mit spastischer zerebraler Lähmung? Das Toxin des Anaerobiers Clostridium botulinum
Auslöser lebensbedrohlicher Lebensmittelvergiftungen hemmt irreversibel die Freisetzung von Azetylcholin an motorischen Endplatten. Betroffene
Muskeln bleiben gelähmt, bis neue Synapsen entstanden sind. Bei fokalen Dystonien, z.B. Blepharospasmus (Lidkrampf), läßt sich das Toxin
therapeutisch nutzen (a-t 9 [1993], 87). Londoner Kinderneurologen spritzen in einer unkontrollierten Studie 26 Kindern
mit zerebraler Hemi- oder Diplegie oder Beteiligung aller Gliedmaßen Botulinustoxin (BOTOX) in Waden- und Oberschenkelmuskeln. Bei 14 Behandelten (54%)
berichten die Eltern über deutliche funktionelle Besserungen. Während viele Kinder nach zwei bis vier Monaten erwartungsgemäß einen
Rückfall erleiden, kommt es bei einigen zu anhaltender Besserung und Kräftigung der antagonistischen Muskulatur. In einer Doppelblindstudie bessern
sich nach Injektion von Botulinustoxin in die Wadenmuskulatur bei fünf von sechs Kindern spastische Lähmungen, nach Injektionen mit
Kochsalzlösung dagegen bei zwei von sechs. Größere kontrollierte Studien müssen den Nutzen vom Botulinustoxin bei zerebralen Paresen
bestätigen (NEVILLE, B.: Brit. Med. J. 309 [1994], 1526).
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