Zum 01.07.1990 treten für 28 Stoffe Festbetragsregelungen in Kraft:
ANALGETIKA/ANTIRHEUMATIKA
Azetylsalizylsäure (Leitpräparat ASPIRIN): Standard-Analgetikum zur Behandlung mäßiger, vorwiegend entzündlich-bedingter
Schmerzen, auch in der Selbstmedikation. Da nach "Effekt" dosiert wird, spielen mitunter berichtete Unterschiede in der Bioverfügbarkeit einzelner
Präparate therapeutisch nur eine geringe Rolle.
Ibuprofen (Leitpräparat BRUFEN): Nicht-steroidales Antirheumatikum mit guten analgetischen Eigenschaften. Zur Standardtherapie von
entzündlichen und nicht-entzündlichen Schmerzen wie z.B. Dysmenorrhoe geeignet. In Einzeldosen von 200 mg und Tagesdosen bis 800 mg darf
Ibuprofen als rezeptfreies Analgetikum angeboten werden. Klinisch relevante Unterschiede in der Bioverfügbarkeit zwischen den einzelnen Präparaten
sind nicht bekannt.
Indometazin (Leitpräparat AMUNO): Nicht-steroidales Antirheumatikum. Aufgrund der Wirkstärke und der dadurch bedingten hohen Rate an
unerwünschten Wirkungen nur bei starken entzündlich-rheumatischen Schmerzen angezeigt. Aufgrund hoher Penetrationsfähigkeit ins ZNS hohe
Rate an zentralnervösen Störwirkungen. Klinisch relevante Unterschiede zwischen den einzelnen Präparaten aufgrund unterschiedlicher
Bioverfügbarkeit sind nicht bekannt.
Parazetamol (Leitpräparat BEN-U-RON): Standard-Analgetikum zur Schmerzbehandlung und Fiebersenkung, auch in der Selbstmedikation. Erste Wahl
zur Fiebersenkung in der Kinderheilkunde. Keine entzündungshemmenden Eigenschaften. Da nach "Effekt" dosiert wird, spielen Unterschiede in der
Bioverfügbarkeit zwischen den einzelnen Präparaten therapeutisch keine Rolle.
ANTIALLERGIKA
Cromoglizinsäure (Leitpräparat INTAL): Standardtherapeutikum zur Vorbeugung von Rhinitis und Konjunktivitis bei Heuschnupfen.
Unterschiede hinsichtlich der Wirksamkeit zwischen den einzelnen Präparaten sind nicht bekannt.
ANTIBIOTIKA/CHEMOTHERAPEUTIKA
Amoxicillin (Leitpräparat CLAMOXYL): Standardtherapeutikum mit dem gleichen Wirkungsspektrum wie Ampicillin. Bessere Bioverfügbarkeit als
Ampicillin bei enteraler Zufuhr, deshalb Therapeutikum der Wahl. Unterschiede in der Bioverfügbarkeit zwischen den einzelnen Präparaten sind wegen der
verwendeten hohen Dosierungen ohne klinische Relevanz.
Ampicillin (Leitpräparat BINOTAL): Standardtherapeutikum zur ambulanten Behandlung von Infektionen der Atemwege, der Harnwege und der
Weichteile mit grampositiven Kokken, Hämophilus und gramnegativen Erregern wie E. coli. Bei den angewendeten hohen Dosierungen (1 g/Dosis) haben
geringe Unterschiede in der Bioverfügbarkeit keine therapeutische Relevanz für die Präparateauswahl. Zur enteralen Anwendung sollte wegen der
besseren Bioverfügbarkeit Amoxicillin der Vorzug gegeben werden.
Co-trimoxazol (Leitpräparat BACTRIM): Standardtherapeutikum zur Behandlung von Harnwegsinfektionen, Bronchitiden, Gallenwegsinfektionen und
bakteriellen Darminfektionen einschließlich Typhus; gute Wirksamkeit bei grampositiven Kokken sowie bei vielen gramnegativen Erregern. Da sowohl das
Sulfonamid Sulfamethoxazol als auch Trimethoprim oral gut verfügbar sind, besteht zwischen den einzelnen Präparaten hinsichtlich der
Bioverfügbarkeit kein klinisch relevanter Unterschied.
Doxycyclin (Leitpräparat VIBRAMYCIN): Standardtherapeutikum zur Behandlung von Infektionen mit gramnegativen Erregern bei chronischen
Bronchitiden und bei Infektionen mit Mycoplasmen und Chlamydien. Bei Harnwegsinfektionen wegen häufiger Resistenz von E. coli (25-30%) nur noch Mittel
der 2. Wahl (nach Testung). Relativ häufig Resistenzen bei grampositiven Kokken. Dosierung initial 2 x 100 mg bei schweren Infektionen, sonst 1 x 100 mg.
Wegen hoher Bioverfügbarkeit der Substanz sind klinisch relevante Unterschiede zwischen den einzelnen Präparaten nicht zu erwarten.
Erythromycin (Leitpräparat ERYTHROCIN): Standardtherapeutikum zur Behandlung von Infektionen mit grampositiven Erregern (Staphylokokken,
Streptokokken, Pneumokokken, Mykoplasmen, Legionellen, Chlamydien und B-Pertussis); teilweise resistent: E. coli. Hinsichtlich der therapeutischen Wirksamkeit
gleichwertig mit Penizillinen, deshalb in angelsächsischen Ländern Therapeutikum der ersten Wahl bei bakteriellen Atemwegsinfektionen des
Kindes.
Erythromycin wird im Magensaft inaktiviert. Durch Esterbildung mit Succinat oder Stearat oder durch spezielle magensaftresistente Konfektionierung wird die
Resorption sichergestellt. Behauptungen der Überlegenheit der einen oder anderen Konfektionsform konnten bisher nicht eindeutig belegt werden, so daß
davon auszugehen ist, daß die verschiedenen Präparate genügend resorbiert werden, um für die Hemmung des Bakterienwachstums
notwendige Serumkonzentrationen zu erreichen.
Phenoxymethylpenicillin (=Penicillin V; Leitpräparat ISOCILLIN): Standardtherapeutikum zur Behandlung von Infektionen mit Streptokokken und
Pneumokokken (z.B. Tonsillitis, rheumatisches Fieber und dessen Prophylaxe, Lobärpneumonie). Bei den verwendeten hohen Dosierungen spielen
Unterschiede in der Bioverfügbarkeit zwischen den einzelnen Präparaten klinisch keine Rolle.
ANTIHYPERTONIKA
Clonidin (Leitpräparat CATAPRESAN): Zentral wirksamer Alpha-Adrenozeptoren-Agonist, der durch zentrale Senkung des Sympathikotonus
antihypertensiv wirkt. Therapeutikum der 2. Wahl nach Betarezeptorenblockern, Diuretika und Kalziumantagonisten für die Behandlung des Bluthochdrucks.
Klinisch relevante Unterschiede in der Bioverfügbarkeit der einzelnen Präparate sind nicht bekannt.
Prazosin (Leitpräparat MINIPRESS): Alpha-1-Adrenorezeptorenblocker, der als Therapeutikum der fernen Wahl meist in Kombination mit anderen
Antihypertensiva eingesetzt wird. Klinisch relevante Unterschiede in der Bioverfügbarkeit zwischen den einzelnen Präparaten sind nicht
bekannt.
BENZODIAZEPINE
Diazepam (Leitpräparat VALIUM): Langwirkender Benzodiazepin-Tranquilizer, deshalb nicht als Schlafmittel geeignet. Wegen guter Resorption
Unterschiede in der Bioverfügbarkeit zwischen den Präparaten ohne Relevanz.
Lorazepam (Leitpräparat TAVOR): Wirkstarker, mittellang wirksamer Benzodiazepin-Tranquilizer. In der 2,5 mg-Tablette überdosiert, deshalb
gehäuft Abhängigkeit. Wegen relativ schneller Anflutung im ZNS als Schlafmittel geeignet in der Dosierung von 0,25 - 0,5 mg (1/4 bis 1/2 1 mg-Tablette).
Wegen der guten Resorption keine Unterschiede in der Bioverfügbarkeit der Präparate zu erwarten.
BETA-REZEPTORENBLOCKER
Pindolol (Leitpräparat VISKEN): Beta-Rezeptorenblocker mit geringer intrinsischer Aktivität, aber ohne Kardioselektivität. Klinisch kein
Vorteil gegenüber Propranolol. Unterschiede zwischen den einzelnen Präparaten ohne Relevanz, da nach "Effekt" dosiert wird.
Propranolol (Leitpräparat DOCITON): Standardtherapeutikum. Keine kardioselektive Wirkung. Unterschiede in der Bioverfügbarkeit
zwischen den einzelnen Präparaten ohne klinische Relevanz, da nach "Effekt" dosiert wird.
DIURETIKA
Amilorid/Hydrochlorothiazid (Leitpräparat MODURETIK): Standardtherapeutikum, Kombination aus Thiazid-Diuretikum und kaliumsparender
Substanz zur Behandlung von Ödemen bei intakter Nierenfunktion. Für die antihypertensive Therapie weniger geeignet, da dazu in der Regel niedrigere
Dosierungen des Thiazid-Diuretikums erforderlich sind. Klinisch relevante Unterschiede in der Bioverfügbarkeit zwischen den einzelnen Präparaten sind
nicht bekannt.
Furosemid (Leitpräparat LASIX): Standardtherapeutikum als Schleifendiuretikum zur Behandlung von Ödemen bei Einschränkung der
Nierenfunktion. Bioverfügbarkeit bei der oralen Anwendung nur 25%. Trotzdem sind Unterschiede zwischen den einzelnen Präparaten in der
Bioverfügbarkeit ohne Relevanz, da nach "Effekt" dosiert werden muß.
Spironolakton (Leitpräparat ALDACTONE): Aldosteron-Antagonist mit wegen möglicher tumorigener Eigenschaften stark eingeschränkter
Indikation bei primärem und sekundärem (Lebererkrankungen mit Ödemen und Aszites) Hyperaldosteronismus. Klinisch relevante Unterschiede
zwischen den einzelnen Präparaten hinsichtlich der Bioverfügbarkeit sind nicht zu erwarten.
DURCHBLUTUNGSFÖRDERNDE ARZNEIMITTEL
Nicergolin (Leitpräparat SERMION): Nicergolin ist ein Ergot-Alkaloid, möglicherweise mit gering dopaminerg stimulierenden Eigenschaften. Es
wird zur Behandlung von Hirnfunktionsstörungen im Alter empfohlen, jedoch liegen keine hinreichenden Daten für eine positive Bewertung der
therapeutischen Wirksamkeit vor. Weil die Wirksamkeit als nicht erwiesen zu werten ist, läßt sich ein therapeutischer Nutzen für den Patienten nicht
belegen. Folglich fehlt eine sicher wirksame Dosierung. Pharmazeutische Qualitätsunterschiede zwischen den Präparaten bleiben somit ohne
therapeutische Relevanz.
KARDIAKA
Digitoxin (Leitpräparat DIGIMERCK): Standardtherapeutikum zur Behandlung der Herzinsuffizinz. Bei Digitalisglykosiden können Unterschiede
in der Bioverfügbarkeit bei den einzelnen Präparaten therapeutisch relevant sein. Deshalb ist bei Präparatewechsel erhöhte Aufmerksamkeit
erforderlich.
Digoxin (Leitpräparat LANICOR): Standardtherapeutikum zur Behandlung der Herzinsuffizienz. Bei Digitalisglykosiden können Unterschiede in der
Bioverfügbarkeit bei den einzelnen Präparaten therapeutisch relevant sein. Deshalb ist bei Präparatewechsel erhöhte Aufmerksamkeit
erforderlich.
KORONARTHERAPEUTIKA
Glyzeroltrinitrat (Leitpräparat NITROLINGUAL): Standardtherapeutikum als Vasodilatator zur Senkung der Vor- und Nachlast des Herzens. Bei
Retardformen wird die Freisetzungsgeschwindigkeit durch die Konfektionierung bestimmt und variiert zwischen den einzelnen Präparaten. Da nach "Effekt"
dosiert werden muß, spielen Unterschiede in der Bioverfügbarkeit zwischen den einzelnen Präparaten klinisch keine relevante Rolle.
SCHILDDRÜSENTHERAPEUTIKA
Levothyroxin (Leitpräparat EUTHYROX): Standardtherapeutikum zur Substitution von Schilddrüsenhormon und zur Initialbehandlung der
euthyreoten Struma. Unterschiede in der Bioverfügbarkeit zwischen den einzelnen Präparaten sind im Verhältnis zur Genauigkeit der Dosiswahl
klinisch von geringer Relevanz.
SEKRETOLYTIKA
Ambroxol (Leitpräparat MUCOSOLVAN): Sekretolytika sind hinsichtlich ihres therapeutischen Nutzens umstritten, auch wenn eine Steigerung der
Bronchialsekretion erreicht wird. In der Regel reichen Allgemeinmaßnahmen wie Hydratisierung und Inhalation aus. Im Hinblick auf den umstrittenen Nutzen
spielen etwaige Unterschiede zwischen den einzelnen Präparaten in der Bioverfügbarkeit keine therapeutisch relevante Rolle.
Azetylzystein (Leitpräparat FLUIMUCIL): Sekretolytika sind hinsichtlich ihres therapeutischen Nutzens umstritten, auch wenn eine Steigerung der
Bronchialsekretion erreicht wird. In der Regel reichen Allgemeinmaßnahmen wie Hydratisierung und Inhalation aus. Im Hinblick auf den umstrittenen Nutzen
spielen etwaige Unterschiede in der Bioverfügbarkeit der einzelnen Präparate therapeutisch keine relevante Rolle.
ZYTOSTATIKA
Tamoxifen (Leitpräparat NOLVADEX): Antiöstrogen zur Hemmung des Wachstums östrogen-abhängiger Tumorzellen.
Standardtherapeutikum zur Verlängerung des rezidivfreien Intervalls bei Frauen mit Mammatumor in der Postmenopause. Klinisch relevante Unterschiede
hinsichtlich der Bioverfügbarkeit zwischen den einzelnen Präparaten sind nicht bekannt .
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