Ergebnisse klinischer Studien nüchtern betrachten: Behandlungserfolge werden häufig als Reduktion des relativen Risikos
dargestellt, so etwa das Ergebnis der Helsinki-Herzstudie in der Werbung für Gemfibrozil (GEVILON): "34% weniger Herzinfarkt". Die Minderung der
Herzinfarkthäufigkeit über fünf Jahre von 4,1 auf 2,7 pro 100 behandelte Patienten also um 1,4 pro 100 wird dabei irreführend
auf eindrucksvolle relative 34% Risikoverminderung "aufgeblasen", indem 4,1 = 100% gesetzt werden (a-t 5
[1990], 49). Eine repräsentative Fragebogenaktion unter Schweizer Ärzten belegt die Folgen dieser Art der Ergebnisdarstellung. Wird im Fragebogen
statt der Senkung des relativen Risikos um 34% eine absolute Zahlenangabe gemacht (14 Herzinfarkte weniger bei 1.000 über fünf Jahre behandelten
Patienten), schätzen die Ärzte die Wirksamkeit des Lipidsenkers in einer Elf-Punkte-Skala fast um 0,5 Punkte geringer ein. Wird das Studienergebnis als
Zahl der Personen ausgedrückt, die behandelt werden müssen, um einen Infarkt zu verhindern (71 Personen sind fünf Jahre lang zu behandeln, um
bei einer Person einen Myokardinfarkt zu verhindern), beurteilen die Kollegen die Wirksamkeit um bis zu 1,4 Punkte niedriger als bei relativer Darstellung des
Nutzens. Konsequenz für das Verordnungsverhalten: Ärzte, die identische Studienergebnisse in Form der absoluten Risikoverringerung oder Zahl der zu
behandelnden Patienten erhalten, neigen weniger zur medikamentösen Behandlung als bei Angabe relativer Werte (BUCHER, H. C. et al.: Brit. Med. J. 309
[1994], 761).
|
© 1994
arznei-telegramm |