CAPTOPRIL (LOPIRIN, TENSOBON) MIT NOOTROPER WIRKUNG? |
Es wird von der Herstellerfirma darauf verwiesen, daß Captopril (LOPIRIN, TENSOBON) nach einigen Untersuchungen nicht nur
gleich gut wie andere Substanzen den Blutdruck senkt, sondern auch einen deutlich positiven Effekt auf die Lebensqualität hat. Dies würde mit einem
wahrscheinlich nootropen Effekt der Substanz zusammenhängen. Hierzu erbitte ich Ihre Stellungnahme.
Dr. med. W. WIEGMANN (Psychiater, Dipl.-Psych.)
D-76865 Klingenmünster
In einem Vergleich mit Propranolol (DOCITON u.a.) und Methyldopa (PRESINOL u.a.) soll Captopril (LOPIRIN, TENSOBON) die Lebensqualität von
Hypertonikern besser beeinflussen als der nicht-selektive Betablocker und das zentral wirksame Antihypertensivum Methyldopa.1 Allerdings wurden in der
vom Hersteller geförderten Untersuchung ungewöhnlich hohe Methyldopa-Dosen verwendet, die heute für die anfängliche Therapie nicht mehr
als angemessen gelten, und auf ein Diuretikum Standard für die Ersteinstellung verzichtet.2 Unterschiede in einer weiteren
Untersuchung mit Enalapril (XANEF u.a.) und Captopril kamen allein dadurch zustande, daß sich eine hohe Lebensqualität zu Beginn der Studie unter
Einnahme von Enalapril verschlechterte, während sie unter Captopril unverändert blieb.3
In der umfangreichsten und längsten Untersuchung zu diesem Thema, in der fünf Gruppen moderner Hochdruckmittel verglichen wurden, verbesserte sich
die Lebensqualität in allen Gruppen, am deutlichsten unter einem niedrigdosierten Thiazid-Diuretikum und einem kardioselektiven Betablocker (vgl. a-t 12 [1993], 130).4 Auch dies stellt die positive Interpretation der ersten Studie in Frage. Eine
"nootrope" Wirkung von Captopril ist unseres Wissens nicht durch valide Untersuchungen belegt.
Im Unterschied zu den längst bewährten Antihypertensiva ist für ACE-Hemmer ein günstiger Einfluß auf Folgekrankheiten und Sterblichkeit
von Hochdruckkranken nicht belegt (vgl. a-t 12 [1993], 130). Die kostspieligeren ACE-Hemmer sie sind bis zu
zwanzigmal teurer als Thiazid-Amilorid/Triamteren-Kombinationen kommen als Mittel der zweiten Wahl in Betracht für Patienten mit Begleitkrankheiten
wie Herzinsuffizienz und für diejenigen, die Betablocker bzw. Diuretika nicht vertragen,5 z.B. Asthmakranke oder Diabetiker, Red.
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