Windpocken und Kortikoide: Für Abwehrgeschwächte bergen sonst gutartig verlaufende Windpocken (Varizellen) die Gefahr
schwerer Komplikationen einschließlich Leber- und Lungenentzündung und disseminierter intravasaler Gerinnung (s. auch a-t 2 [1992], 23). Unter Kortikoidbehandlung sind vor allem diejenigen gefährdet, die zusätzlich
medikamentös (Zytostatika u.a.) oder durch Grunderkrankungen wie Leukämie oder AIDS immungeschwächt sind. In England starben zwei Kinder,
die systemische Kortikoide erhielten, an Varizellen. Das britische Committee on Safety of Medicines (CSM) mahnt zur Aufklärung von Risikopersonen. Diese
müssen wissen, daß sie engen persönlichen Kontakt mit Windpocken- und Herpes-zoster-Kranken vermeiden bzw. nach Exposition einen Arzt
aufsuchen sollen. Das CSM empfiehlt dann möglichst innerhalb von drei, höchstens aber zehn Tagen eine passive Immunisierung mit Varicella-Zoster-
Immunglobulin (VARITECT, VARICELLON F). Dies gilt auch für Personen, die in den drei vorangegangenen Monaten Kortikoide bekamen. Bei jeder
fieberhaften Allgemeinerkrankung unter Kortikoiden sind Windpocken in die Diagnose einzubeziehen. Wird die Erkrankung festgestellt, ist dringend die systemische
Therapie geboten, beispielsweise mit Aciclovir (ZOVIRAX u. a.). Die Kortikoideinnahme soll nicht unterbrochen werden, wenn die Indikation vital ist. Eventuell sind
sogar höhere Dosen nötig. Patienten unter Substitution mit Kortikoiden, nach durchgemachter Windpockenerkrankung oder mit positivem
Antikörpernachweis benötigen keine Schutzmaßnahmen (Current Problems 20 [1994], 1 / ati d).
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